Es herrschen unterschiedliche Meinungen, wenn es um SK40 Werkzeug für Deckel Fräsmaschinen geht.
Kurz zur Erklärung: Deckel war der Meinung, dass SK40 in Verbindung mit einem 20mm Sägegewinde, das 2mm Steigung hat (Kurz: S20x2 Gewinde), die beste Lösung sei.
Darüber kann man vorzüglich streiten – ich glaube, die Ursprungsidee hinter dem Sägegewinde war es, ein Gewinde mit reduzierter Selbstzentrierung zu verwenden um einen Einfluss auf den Rundlauf des Werkzeugs durch die Anzugsstange zu reduzieren – aber das soll hier gar nicht das Hauptthema sein.
Hier soll es darum gehen, welche Werkzeuge sinnvoll eingesetzt werden können.
Oft wird vorgeschlagen, die Maschinen auf eine M16 Anzugsstange umzubauen, um Handelsübliches DIN2080 Werkzeug benutzen zu können.
In meinen Augen ist das die schlechteste Variante, man nimmt sich damit sehr viele nützliche Optionen.
Meiner Meinung nach ist eine Mischung aus Deckel Werkzeugen und modernen SK40 Werkzeugen die beste Mischung, hier hat man praktisch unbegrenzt Varianten zur Auswahl.
Sinnvolles Original Deckel Zubehör:

Von links nach rechts:
- Standard-Hülse für Morsekegelwerkzeuge (verfügbar in MK1-MK3), zu verwenden mit Morsekegelwerkzeugen, die einen Austreiblappen (z.B. Bohrer) oder ein Anzugsgewinde (z.B. Schaftfräser mit Kegelschaft oder Ausdrehköpfe) haben. Werkzeuge mit Anzugsgewinde werden mit einer langen Schraube von hinten in die Hülse eingezogen. Der Schraubenkopf sitzt hinter dem Sägegewinde und verschwindet innerhalb der Anzugsstange.
- Kurze Morsekegelhülse (verfügbar in MK1 bis MK3) mit innenliegender Anzugsschraube (die zugleich als Ausdrückschraube für den Morsekegel dient). Nur verwendbar für Morsekegelwerkzeuge, die über ein Anzugsgewinde im Schaft verfügen. Ich verwende so eine Hülse für meinen Wohlhaupter UPA1 Ausdrehkopf.
- Reduzierhülse für 355E Spannzangen und eine einzelne 355E Spannzange. In meinen Augen das wichtigste Spannmittel auf Deckel Maschinen – kleine Fräser und Bohrer werden einwandfrei gespannt, der Spannzangentausch geht sehr schnell und sie sind in 0,5mm Stufen verfügbar. Achtung, bei Schrupparbeiten kann es den Fräser aus diesen Spannzangen ziehen, die Haltekraft ist begrenzt.
- SK40 Direktspannzange – diese Spannzangen sind für schwere Arbeiten, hauptsächlich mit großen Schaftfräser gedacht, da sie nicht nur den zylindrischen Schaft halten, sondern auch das optionale Gewinde am Schaftende halten und verhindern, dass der Fräser bei schweren Schnitten aus der Spannzange gezogen wird.
Die Fräser mit Gewinde sind heute obsolet und nur in HSS (Oder mit Hartmetallbestückung) verfügbar, wenn man aber ein Konvolut an alten Fräsern bekommt, kann es immer noch eine sehr gute Option sein. Ich benutze diese Fräser immer noch gerne in Aluminium und Kunststoffen.
Ansonsten kann man diese SK40 Spannzangen natürlich auch verwenden um Werkzeuge ohne das Gewinde am Schaftende zu spannen, verliert dann aber die Auszugssicherung des Fräsers. Allerdings ist die Haltekraft der SK40 Spannzange generell höher als die der 355E Spannzange.
Das sind die vier wichtigsten Spannmittel, die in meinen Augen heute immer noch sehr nützlich sind und im Kontext durch modernes SK40 Werkzeug nur schwer zu ersetzen sind.
Zusätzliche Informationen:
„Modernes“ SK40 Werkzeug
Wenn es darum geht, modernes SK40 Werkzeug für Deckel Fräsmaschinen nutzbar zu machen, ist das absolut kein Problem.
DIN69871 (bzw. ISO7388-1) Aufnahmen, die für CNC Maschinen gedacht sind, lassen sich durch einen eingeschraubten S20x2 Zapfen für Deckel Fräsmaschinen nutzbar machen. Diese S20x2 / M16 Zapfen sind bei den üblichen Werkzeughändlern verfügbar.
Das ganze hat gegenüber dem Umbau auf eine M16 Anzugsstange und der Verwendung von DIN2080 Aufnahmen auch noch den Vorteil, dass die kurzen ISO7388-1 Aufnahmen immer noch ein aktuell verwendeter Standard sind, für den man Problemlos auch modernste Werkzeugaufnahmen wie Schrumpffutter, Hydrodehnfutter, Adapter auf HSK oder sogar Herstellerspezifische Aufnahmen wie Schunk „Tribo“ oder Regofix „powRgrip“ bekommt.
DIN2080 dagegen ist ein auslaufender Standard, für den es nur eine rudimentäre Auswahl an Werkzeugaufnahmen gibt.


Standard DIN69871 ER16 Spannzangenfutter und daneben ein S20x2 Zapfen. Das zweite Bild zeigt den Vergleich zu einer Deckel SK40/MK2 Reduzierung.
Reduzierhülsen für Morsekegel
Die beiden Varianten an Reduzierhülsen haben zwar eine Gewisse Überlappung bei ihren Anwendungen – Beide können Werkzeuge mit Anzugsgewinde halten – aber in den meisten Fällen ist die kürzere Variante mit Innenliegender Anzugsschraube die bessere Option.
Zum einen baut sie etwas kürzer, zum anderen wirkt die Innenliegende Anzugsschraube gleichzeitig als Abdrückschraube (Wird die Schraube nach dem Lösen weiter nach links gedreht, wird das Morsekegelwerkzeug aus seinem Kegel ausgedrückt).
Bei der Hülse mit loser Anzugsschraube muss der Morsekegel durch einen Schlag auf die gelöste Anzugsschraube ausgedrückt werden.
Die Skizze zeigt, wie die Anzugsschraube Platz in der Anzugsstange findet:

Hier die Variante mit Innenliegender Anzugsschraube:

Die Grün gezeichnete Hohlschraube erlaubt es, den Innensechskant der Anzugsschraube mit einem Inbusschlüssel zu erreichen und gibt der Schraube beim Lösen zugleich die Chance, sich abzustützen und damit den Morsekegel auszudrücken.
Beide Varianten sind mit einem Umbau auf M16 Anzugsstange nicht in einer dermaßen kompakten Bauform möglich.
Morsekegelhülsen DIN2080 für Werkzeug mit Austreiblappen sind deutlich länger und Hülsen mit Anzugsschraube sind generell sehr schwer zu bekommen.
Auszug aus dem Deckel Zubehörkatalog:

Offene MK4 Reduzierhülse:
Diese Hülse war zwar nicht in meinem Übersichtsbild, aber trotzdem Relevant.
Sie wird wichtig, wenn man MK4 Werkzeuge „von früher“ auf einer SK40 Deckel Fräsmaschine weiter verwenden will.
Hauptanwendung sind wohl alte Wohlhaupter UPA mit MK4. In meinem Fall ein UPA3 mit MK4.


(Mein Wohlhaupter hatte kein S20x2 Anzugsgewinde, deswegen habe ich zusätzlich auch noch einen entsprechenden Zapfen benötigt.)
Die offene MK4 Hülse hat selber kein Anzugsgewinde und ist so kurz, dass der Morsekegel knapp hinten raus steht.
Dafür müssen die Kegel teilweise etwas modifiziert werden, wie hier in der Technischen Mitteilung 2/1957 von Deckel beschrieben:

(Bei meinem Wohlhaupter war das nicht notwendig, bei seinem vorherigen Anwender wurde der Kegel bereits in der Länge gekürzt, so dass es keine Kollision im Spindelkegel gibt.
Die Hülse kann übrigens am einfachsten mit einem Zweiarmabzieher demontiert werden.
Auszug aus dem Deckel Zugbehörkatalog:

SK40 Direktspannzangen


Diese Spannzangen wurden auch als „DUBLOK“ Spannzangen angeboten. Im rechten Bild kann man das Anzugsgewinde am hinteren Ende der Bohrung erkennen, welches dazu dient, ein herausziehen des Fräsers bei schweren Schnitten zu verhindern.
Auszug aus dem Deckel Zugbehörkatalog:

Auszug aus einem alten PFEIFFER Katalog für „DUBLOK“ Spannzangen:

Option für Bohrfutter
Ein sehr nützliches Zubehörteil ist ein kleines 0-6.5mm Bohrfutter auf einem zylindrischen 10mm Schaft, das bei Bedarf in einer 355E Spannzange gespannt wird.
Die Idee dahinter ist der schnell Wechsel von Spannzangen zum Bohrfutter und zurück – Selbst, wenn die Spannzange mit getauscht werden muss.


Die Kombination ist etwas kürzer als ein Handelsübliches 10mm Röhm Bohrfutter auf einem SK40 Dorn.

Sollte der Durchmesserbereich des kleinen Bohrfutters für die angestrebten Arbeiten ausreichen, ist das meiner Meinung nach eine sehr gute Lösung.
355E Spannzangen und Reduzierungen
Auszug aus dem Deckel Zugbehörkatalog:
