Deckel S1

Für die meisten Werkstätten ist heutzutage eine vollwertige Werkzeugschleifmaschine ein ziemlicher Luxus, Werkzeugschliff als Dienstleistung ist so bequem und schnell geworden wie Schuhe im Internet kaufen.

Aber für mich als Prototypenbauer ist die zusätzliche Flexibilität, die eine solche Maschine bietet extrem Wertvoll, oft muss ich für eine bestimmte Bearbeitung durch mehrere Werkzeuggeomerien iterieren und hier ist die Werkzeugschleifmaschine sehr wertvoll - Oft müssen nicht nur kleine Änderungen an Werkzeugen durchgeführt werden, sondern komplett verschiedene Bearbeitungskonzepte erprobt werden.

Die S1 ist ein etwas unkonventionelles Design für eine Werkzeugschleifmaschine - Im Gegensatz zu Universalmaschinen wie die Knuth, die ich früher einmal besessen habe, oder den Maschinen von Schütte und Walter, die auch Rund- und Flachschleifarbeiten ausführen können, handelt es sich bei der S1 um eine reine Werkzeugschleifmaschine zum anfertigen und nachschärfen von nahezu allen rotierendenden und stationären Schneidwerkzeugen.

Egal ob Spiralbohrer, Fräser, Gewindebohrer oder Reibahle, all diese Werkzeuge lassen sich auf der S1 mit mehr oder weniger Aufwand anfertigen oder schärfen. In Grenzen lässt sich die S1 auch zum Schleifen von Werkstücken verwenden, ein Beispiel sollen Keilwellenporfile auf Wellen sein, die sehr gut zwischen Spitzen gespannt und bearbeitet werden können.

Deckel hatte auch eine weitere Maschine, die S11: Dabei handelt es sich um eine sehr moderne konventionelle Werkzeugschleifmaschine, die auch heute noch Stand der Technik ist und in vielen Werkzeugschleifereien zu finden ist, allerdings immer noch extrem hohe Preise auf dem Gebrauchtmarkt erzielt.

Arbeitsbeispiele:

Schärfen von Maschinenreibahlen am Anschnitt:

Eine sehr einfache Arbeit, aber in Anbetracht der Kosten für eine Maschinenreibahle eine sehr lohnenswerte. Die Reibahle wird zwischen Spitzen gespannt, mit einem Stützfinger indexiert und an der Freifläche des 45° Anschnittes leicht nachgesetzt.

Anfertigen eines M4 Gewindefräsers:

Ein Gewindefräser (oder auch Gewindewirbler) ist relativ einfach zu schleifen - Der Kopf wird abgesetzt, die Spannuten mit 0° Spanwinkel geschliffen und anschließend die 60° Form mit einer Freifläche angeschliffen.

Schleifen eines Flachbohrers:

Durch den großen Bearbeitungsraum der Maschine lassen sich auch relativ große Bohrer problemlos nach- und umschleifen. In diesem Fall zu einem 180° Flachbohrer.

Anfertigen von Flachsenkern:

Flachsenker mit Führungszapfen sind ebenfalls relativ einfach anzufertigen, die aufwändigste Arbeit dabei ist das Nutenschleifen im Rohling.