Kantentaster sind eine praktische Sache – Es gibt verschiedene Ausführungen. Die häufigste für konventionelle Maschinen ist vermutlich die zweiteilige Variante, die mit einer Feder zusammengehalten wird. Diese Taster sind relativ genau und unabhängig vom Spindelrundlauf. Allerdings erfordern sie relativ viel Gefühl und etwas Übung um genaue Ergebnisse zu erzielen.
Dann gibt es den mechanischen 3d-Taster mit Messuhr. Sehr begehrt, ich bin kein großer Freund davon. Sie brauchen viel Platz in Z, sind Rundlaufabhängig und teuer. Außerdem sind sie nicht genauer als der zweiteilige Kantentaster mit Feder, eher das Gegenteil. Aber: Sie sind extrem Schnell im Gebrauch und sicher abzulesen.
Die elektronischen Kantentaster die auf dem Durchgangsprüfer-Prinzip basieren, haben andere Probleme: Sie funktionieren nur mit leitenden (metallischen) Werkstücken und sie sind Rundlaufabhängig.
Es gibt aber auch die Möglichkeit ein Fühlerhebelmessgerät zu verwenden, um Werkstückkanten anzutasten oder Werkstücke in X/Y Richtung auszumitteln. Vorteil: Man sieht auf der Anzeige der Uhr was grade passiert und der Rundlauf des gespannten Werkzeuges ist nicht relevant. Außerdem ist sie, je nach verwendetem Fühlerhebelmessgerät, sehr genau.
Alles was man dazu braucht, ist eine Möglichkeit das Fühlerhebelmessgerät an der Maschinenspindel zu montieren – Entweder direkt in einer Spannzange, Bohrfutter o.Ä., oder mit einer Klemme, die um die Spindelnase greift.
Um das Fühlerhebelmessgerät als Kantentaster zu verwenden wird es so gespannt, das der Taster etwa senkrecht und ein Stück hinter der Drehmitte der Spindel steht:
(In die zweite Richtung sollte die Tasterspitze etwa auf Spindelmitte stehen)
Man positioniert den Taster wie im folgenden Bild gezeigt, so, das er etwa in Zugrichtung der X-Achse steht und das Werkstück gerade so berührt (Leichter Ausschlag auf der Skala):
Anschließend wird die Maschinenspindel gedreht und der höchste Ausschlag am Fühlerhebelmessgerät gesucht. Hat man den höchsten Punkt gefunden, lässt man die Spindel in dieser Stellung stehen und dreht entweder den Skalenring des Fühlerhebelmessgerätes auf Null (Oder was manchmal einfacher ist, kurbelt die X-Achse so lange bis das Fühlerhebelmessgerät Null anzeigt) Anschließend den Anzeigewert der X-Achse an der Digitalanzeige Nullen.
Den gleichen Vorgang wiederholt man auf der gegenüberliegenden Seite des Werkstückes.
Jetzt lässt man aber den Skalenring am Fühlerhebelmessgerät unbedingt unberührt, sondern man verstellt die X-Achse so weit, bis man an der Anzeige des Fühlerhebelmessgerätes wieder Null hat.
Wenn man jetzt auf die Digitalanzeige sieht, wird man einen ziemlich Krummen Anzeigewert sehen, der erstmal keinen Sinn hat. Dieser Anzeigewert ist die Werkstückbreite minus den Kreisdurchmesser den das Fühlerhebelmessgerät bei einem Anzeigewert von Null überstreicht.
Will man jetzt die Mitte des Werkstückes haben, muss man nur diesen Anzeigewert an der Digitalanzeige halbieren. Die meisten Anzeigen haben dafür eine Taste, die einen Achswert halbiert. Ansonsten muss man den Wert rechnerisch halbieren und händisch eintippen.
Kurbelt man dann die X-Achse auf einen Anzeigewert von Null, steht die Spindel genau über der Werkstückmitte in X-Richtung.
Die Vorgehensweise ist eigentlich die gleiche, allerdings wird die gleiche Fläche von zwei Seiten mit dem Taster aufgenommen und ausgemittelt.
Antasten der ersten Seite mit dem Fühlerhebelmessgerät, auspendeln auf höchsten Punkt, Fühlerhebelmessgerät nullen, Digitalanzeige Y-Achse nullen:
Anschließend dreht man die Maschinenspindel um 180° und positioniert sie in etwa wie im Bild gezeigt:
Nachdem man die Fläche von dieser Seite offensichtlich nicht vernünftig erreichen kann, muss man z.b. ein Endmaß benutzen um die Fläche nach oben zu verlängern:
Jetzt pendelt man die Messuhr eben an diesem Endmaß aus, verstellt die Y-Achse bis die Messuhr Null anzeigt und man halbiert den Anzeigewert der Digitalanzeige in Y-Richtung.
Anschließend kann man die Y-Achse auf Null kurbeln und man steht direkt über der Werkstückkante:
Die Methode dauert am Anfang etwas lange, wenn man aber die Vorgehensweise mal raus hat, geht es sehr schnell.
Auch interessant für Maschinen die zu schnell laufen um einen normalen Kantentaster zu verwenden (z.b. Graviermaschinen oder Cnc Portalfräsmaschinen mit Oberfräsmotor oder HF-Spindel).