Drehmeißel schleifen - Anfängeranleitung
„Drehmeißel schleifen? Das ist schwer, brauch ich nicht und will ich nicht lernen, ist ja nur Hobby.“
Hier möchte ich möglichst einfach zeigen wie man einen Drehmeißel zum Längs- und Plandrehen schleifen kann. Ich habe bewusst auf jede Winkelangabe verzichtet, das ist am Anfang komplett uninteressant. Anhand der Bilder kann man sich einen Anhalt holen wie der Schliff aussehen sollte.
Das einzige was man wirklich braucht und normal in fast jedem Haushalt vorhanden ist, ist ein Schleifbock:
Egal welche Leistungsklasse, einen Drehmeißel kann man mit ihnen allen Schleifen. Im absoluten Notfall kann man sogar die Bohrmaschine mit einem eingespannten Schleifstein, die Flex oder einen Dremel benutzen.
Die Schleifscheiben sollten nicht zu fein sein, Korn 46 oder Korn 60 ist ideal, deutlich feinere Körnungen produzieren nur Hitze und schleifen langsam.
Und dann braucht man natürlich etwas woraus man den Drehmeißel schleifen kann – HSS (Kurz für Hochleistungsschnellschnittstahl, ein Wärmebeständiger Werkzeugstahl), man bekommt Hss Rohlinge (Allgemein Drehling genannt) in verschiedenen Querschnittsformen (Quadratisch, Rund, Rechteckig, …), verschiedenen Kantenlängen und Qualitäten. Die meisten unterscheiden sich durch den Cobaltgehalt, der für die Wärmebeständigkeit relevant ist – Für uns spielt das am Anfang keine besondere Rolle, alle Drehlinge die wir zu kaufen bekommen sind in der Regel von mehr als ausreichender Qualität.
Das ganze Prinzip eines Drehmeißels besteht darin, dem Werkstück eine Kante zu präsentieren – Die Flache Seite eines Drehstahls wird niemals schneiden:
Bietet man eine Kante, kann der Drehmeißel in das Material eingreifen und einen Span abheben. Also schleifen wir zuerst einmal die seitliche Fläche so, dass sie nur noch an einer Kante am Werkstück anliegt (Seitlicher Freiwinkel).
Dabei hält man den Drehling gegen die Schleifscheibe, kippt ihn nach hinten und schleift solange bis die Fläche komplett zurückgesetzt ist. Dabei kann man den Meißel leicht seitlich hin und herbewegen, dadurch schneidet die Schleifscheibe besser frei.
Wenn sich der Drehling verfärbt sollte man sich darüber keine zu großen Sorgen machen, HSS macht das nichts aus. Natürlich muss man darauf achten sich nicht die Finger zu verbrennen, den Drehling kann man dabei regelmäßig in Wasser abkühlen.
Wenn man jetzt stirnseitig auf den Drehmeißel schaut, sieht man dass nur noch die Kante (Schneidkante!) mit dem Werkstück in Kontakt steht, der Rest ist frei.
Den gleichen Vorgang wiederholen wir an der Vorderseite des Drehmeißels, mit dem kleinen Unterschied dass wir dieses mal in zwei Richtungen einen Winkel anschleifen:
Warum wir das wollen wird klar, wenn wir den Drehmeißel auf der Drehbank einspannen – Durch den Freischliff nach Rechts können wir den Drehmeißel schräg einspannen und so gegen eine Schulter drehen.
Und zum beweis, schon dieser extrem einfache Drehmeißel nimmt einen Span:
Bei unserem Meißel Trift der Span allerdings senkrecht auf die Oberseite des Drehmeißels wenn er abgeschält wird – Das funktioniert für manche Materialien recht gut (Messing, Grauguss), bei weicheren, weniger spröden Materialien ist das nicht ideal, hier möchte man dem Span eine „Rampe“ bieten über die er ablaufen kann, also schleifen wir die obere Fläche des Drehmeißels so, dass sie nach Rechts abfällt:
(Wenn man etwas mehr Übung hat kann man die Fläche auch noch nach hinten abfallen lassen, das bringt die Späne besser unter Kontrolle.
Aber unser Drehmeißel nimmt jetzt schon einen deutlich schöneren Span ab:
Wir haben damit einen Drehmeißel der recht grob geschliffen ist, aber alle wichtigen Grundeigenschaften hat. Jetzt können wir ihn etwas verfeinern, dazu nehmen wir einen Abziehstein/Ölstein/Schleifstein/Wetzstein und ziehen alle der Flächen ab die wir zuvor geschliffen haben:
Da wir am Umfang der Schleifscheibe geschliffen haben sind alle diese Flächen hohl und beim Abziehen werden wir anfangs nur die Kanten blank schleifen – Und genau das ist völlig ausreichen!
Wir wollen nur die grobe Kante die durch die Schleifscheibe hergestellt wurde verfeinern. Dadurch erreichen wir später beim Drehen eine längere Standzeit, geringere Schnittkräfte und die Oberflächen werden besser.
Will man es jetzt richtig gut machen, kann man die vordere Kante noch verrunden:
Damit kriegen wir einen Drehmeißel der schon eine sehr gute Oberfläche macht und saubere Späne abrollt:
Von hier weg kann man sich beliebige Formen und Geometrien schleifen, jetzt kann man sich auch Gedanken über die Winkel machen, vielleicht mal in eine Tabelle mit üblichen Winkeln schauen die man für verschiedene Materialien üblicherweise schleift. Auch kann man sich mit dem Spanbrecher bzw. Der Spanleitstufe beschäftigen und weiter rumexperimentieren – Drehmeißel schleifen ist billig und nicht besonders Zeitintensiv.
Dieser Artikel ist absolut nicht für den Zerspaner oder Experten gedacht, sondern für den Anfänger, der gerade vor seiner Drehbank sitzt und rätselt ob er das mit dem Drehmeißel schleifen selber hinkriegen kann oder ob er lieber Wendeplatten kaufen soll. Diese Entscheidung nimmt einen keiner ab, aber der Einstiegspreis beim Selbstschliff ist extrem Gering und die Lernkurve ist extrem Steil, man hat innerhalb kürzester Zeit erste Ergebnisse die Mut auf mehr machen.